Ein Playlist-Generator mit zufälliger Auswahl der Titel mit DVDLab (Pro)

Mitunter steht man vor dem Problem, eine Playlist generieren zu müssen, welche Titel (bspw. Musikclips) in zufälliger Reihenfolge abspielen soll. Dabei dürfen natürlich Titel nicht mehrfach abgespielt oder andere einfach ausgelassen werden. Es sollen also

• zufällige Titelnummern generiert
• und alle bereits abgespielten Titel gemerkt werden.

Wir haben zwei Probleme:

1. Der VM-Command-Set besitzt eine Funktion zum Ermitteln einer (Pseudo-) Zufallszahl. Jedoch ist dieses Command in vielen DVD-Playern so schlecht implementiert, daß zwar eine zufällige Zahlenreihe generiert wird, diese aber nach dem Einlegen einer DVD immer wieder die gleiche ist. Da kann man auch gleich würfeln und die Ergebnisse in einer Playlist ablegen.
   Hier muss ein eigener (softwaregesteuerter) Zufallszahlengenerator her. Wir verwenden eine sogenannte RANDU (RANDom Unit) welche - aus heutiger Sicht - in leistungsschwachen Rechnersystemen (Großrechner der 60er und 70er sowie erste PCs) verwendet wurde und gleichverteilte Zufallszahlen generiert. Ausgangspunkt für den Einsatz einer RANDU war dieser Thread im Forum von Mediachance (www.mmbforums.com). Vielen Dank an dieser Stelle an Santiago und Vapymid. Wer mehr über die RANDU und den theoretischen Hintergrund wissen will, kann sich hier umfassend informieren.



2. Wie soll man sich merken, welcher Titel bereits gespielt worden ist? Das geht per Merkregister (GPRM), welches ja bekanntermaßen 16 Bits hat. Jedes Bit kann den Zustand 0 oder 1 haben. Weisen wir ein Bit einem Titel zu und setzen wir dieses Bit auf 1, wissen wir, daß dieser Titel bereits gespielt wurde (oder eben noch läuft). Diese Vorgehensweise nennt sich "flaggen" (Flagge oben - Titel gespielt, Flagge unten - Titel nicht gespielt), ist jedoch auf maximal 16 Titel begrenzt - was doch etwas wenig ist.
   Ich stelle hier eine Variante vor, welche maximal 48 Titel verwalten kann. Der Aufwand an Registern ist jedoch nicht unbeträchtlich, so werden insgesamt 9 (!) GPRMs "verbraten", davon allein 3 für die "Flaggen" (3 x 16 = 48).

Mein Beispiel arbeitet mit insgesamt 20 einzelnen Titeln. Das hier vorgestellte Modul ist jedoch so flexibel, daß durch die Änderung eines einzigen Wertes (siehe PRE-Commands Hauptmenü) die Anzahl der Titel (bis max. 48) individuell angepasst werden kann.

Zur Struktur der DVD:

• Alle Titel liegen als einzelne Clips vor. Das wird wohl bei den meisten der Fall sein, die von diversen Musiksendern mitschneiden
.
• Im Hauptmenü gibt es die Auswahl zwischen "zufällig abspielen" und "hintereinander abspielen". Für den letzteren Fall werden einfach alle Titel in eine Playlist gepackt und diese direkt mit dem Menübutton verlinkt.
• Der Auswahlpunkt "zufällig abspielen" linkt direkt auf ein VM-Modul, welches Zufallsgenerator und Playlistverwaltung beinhaltet und damit das Herzstück des Projektes ist.
  Nach Abarbeitung der Befehle des VM-Command-Modules wird direkt in ein Case-Modul gesprungen, welches in Abhängigkeit von GPRM1 (unserer Zufallszahl) die einzelnen Clips abspielt.
• Das Hauptmenü selbst beinhaltet PRE-Commands, welche alle benötigten Register definiert (rück-)setzen.
• Da die Playlist in der VMG-Domain liegt, möchte DVDLab noch ein VMG-Menü haben, welches leer sein darf und auch nicht verlinkt werden muss.
• Die Endlinks der Clips selbst sind mit dem VM-Modul verbunden, damit sichergestellt wird, daß der nächste Titel zufällig generiert und abgespielt wird.
• Sind alle "Flaggen" oben (d.h. alle Titel wurden genau 1x gespielt), steht der Countdown-Counter auf Null und es wird vom VM-Modul wieder ins Hauptmenü gesprungen.

Die Registerbelegung

Folgende Register werden vom VM-Command-Modul verwendet und dürfen nicht anderweitig verändert werden:

Jetzt wird es ernst - die VM-Commands.

Im Haupt- bzw. Auswahlmenü werden folgende PRE-Commands eingearbeitet. Fett hervorgehobene Commands müssen evtl. angepasst werden!

UPDATE: Bitte den Code weiter unten verwenden!

Beim Anwählen des Hautpmenüs (nach DVD-Start oder Drücken der Menü-Taste der FB) werden alle Register wieder definiert gesetzt und die Flags gelöscht. Es geht also wieder von vorn los. Eine besondere Bedeutung hat die Zeile 6: Hier wird Register GPRM0 in den Countermode versetzt und zählt jede Sekunde um Eins hoch. Diesen Wert benötigt der Zufallsgenerator als sogenannten "Seed" (Start- oder Initialisierungswert) zur Erzeugung seiner Zufallszahlenreihen. Wir machen uns also die "Verzögerung" vom Erscheinen des Menüs bis zur Nutzerreaktion zunutze, um nicht immer die gleichen Zahlenfolgen generieren zu müssen. Den internen Zufallszahlengenerator des Players lassen wir aus o.g. Gründen aussen vor...

Unser Herzstück - Das VM-Command-Modul - unser Randomizer (Code aktualisiert am 08.06.05)

Die Caselist

Die Caselist selbst ist relativ einfach zu programmieren. Wir haben eine Zufallszahl, die im Bereich von [0] (Titel 1) bis [max. Anzahl Titel minus 1] liegt (in meinem Beispiel ist die größte Zufallszahl also 19). Diese Zahl steckt in GPRM1, welches mittels der Caselist nur noch ausgewertet werden muss. Der Screenshot verdeutlicht das nochmals.

Bitte daran denken, das die Endlinks der Clips wieder auf auf den Randomizer zeigen.

Zur besseren Verständlichkeit stelle ich das komplette Projekt zum Download bereit. Achtung: Ich verwende für jeden Titel immer den gleichen Clip! Der einzige Unterschied sind die Untertitel, diese zeigen die gewählte Clipnummer an. Also Untertitel im DVD-Player einschalten!

Und hier das Projekt [678 KB, geupdatet am 08.06.2005]. Feedback ist wie immer im Forum ausdrücklich erwünscht.

Erste Tests

Der vorliegende Code wurde zunächst mit zwei Software-Playern (Marks Trayplayer und WinDVD 4) getestet. Wie nicht anders zu erwarten, halten sich die Software-Player exakt an die Programmierung und erzeugen demzufolge auch wunderschöne Randomlisten. Es war an der Zeit, den Random-Generator auch auf Standalone-Geräten auf Tauglichkeit zu testen. Zur Verfügung standen:

• ein Pioneer DV-370
• ein Afreey LD2060
• ein Mustek V56s-2c sowie
• ein Daewoo DVG-6000D

Hier zeigten sich dann auch erste Probleme. Einzig der Pioneer arbeitete wie erwartet und konnte seine zufallsgenerierte Liste abspielen. Die anderen Player fuhren nach dem Abspielen des ersten Titels fest...

Als Ursache für das Festfahren vermute ich eine unvollständige bzw. ungenaue Implementierung des Instructionsets (VM-Commands) in der Firmware der Player, welche hier insbesondere die arithmetischen Instruktionen (Multiplikation, Modulobildung, bitweise Verknüpfung) betreffen und die beim "normalen" Authoring einer DVD auch nicht verwendet werden. Als Ergebnis erzeugen diese Player dann auch immer wieder die selbe Zufallszahl, so dass der Randomizer in einer Endlosschleife festhängt.

Der überarbeitete Code verhindert ein solches Festfahren, indem in eben jener Schleife noch zusätzlich ein Offset (nächster Titel) von 3 eingearbeitet wird und dieser als Startwert für den RANDU genutzt wird. Damit ist das Problem mit der Endlosschleife behoben.

Interessant ist jedoch die Beobachtung, das diese Player zwei Durchläufe benötigen, um mit der Bildung von Zufallszahlen zu beginnen. Die ersten beiden Titelnummern sind daher immer gleich (hier im Beispiel sind das die Titel 8 und 11). Wer damit nicht leben kann, kann (dieser Vorschlag stammt von taste777):

• zwei Dummie-Videos (Schwarzvideo, ca. 1 sec Laufzeit) erzeugen,
• diese als zusätzliche Titel unterbringen
• einen Testlauf auf DVD-RW machen und
• sich die ersten beiden Titel merken, die abgespielt werden und
• die Dummies auf die Titelnummern der ersten beiden abgespielten Clips legen (hier 8 und 11)

In der Playlist (hintereinander abspielen) tauchen die Dummies natürlich nicht auf. Wenn mir wieder etwas mehr Zeit zur Verfügung steht, werde ich den Randomizer um etwas "Aufwärm-Code" erweitern - z.B. zunächst mehrere Durchläufe des Randomizers, bevor mit der Titelgenerierung begonnen wird.

Als Fazit empfiehlt sich also das Testen des Randomizers auf dem eigenen Gerät, um ein ordnungsgemäßes Abspielen zumindest zu Hause sicherzustellen. An dieser Stelle auch vielen Dank an taste777, der mich auf das Problem aufmerksam gemacht hat und die entsprechenden Änderungen auf seinen Geräten getestet hat.

Update (08.06.2005)

Zum Code:

Im Hauptmenü ist in den Pre-Commands folgendes einzutragen:

Ausblick

Da DVDLab Pro intern die Register GPRM10 - GPRM15 nutzt, wir bereits GPRM0 - GPRM8 verwenden, bleibt nur noch ein Register (GPRM9) übrig...
Dieses läßt sich natürlich ebenfalls als Flagregister "missbrauchen" und wir kommen dann auf 4 x 16 = 64 mögliche zufällige Titel. Wer sich den Code des Randomizers mal genauer anschaut, wird sicherlich auch keine Probleme haben, den ergänzenden Code noch unterzubringen. 64 Titel sind dann aber wirklich als oberste Grenze anzusehen, auch im Hinblick auf die Caselist: Diese belegt pro "Fallentscheidung" 2 VM-Commands, und mehr als 128 VM-Commands (jeweils in der PRE- und POST-Sektion) können nicht untergebracht werden...

Gruss BJ1